Beitragsbild für Blogartikel Chronische Schmerzen Mythen. Ein Sonnenuntergang an einem lila gefärbtem Hillel mit rosa angestrahlten Wolken. Am unteren Bildrand ist der Himmel in orangetönen gefärbt und man sieht die dunklen Silhouetten einer Baumreihe.

10 Mythen über chronische Schmerzen – was Irrtümer anrichten können

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In diesem Artikel geht es um chronische Schmerzen, Mythen, und was diese Irrtümer anrichten können. Dabei sind Schmerzen selbst absolut real, und kein Mythos. Lassen Sie uns die größten Missverständnisse aufdecken und zeigen, was wirklich zählt, damit Sie selbst Ihren Alltag, oder den Alltag von Betroffenen, besser gestalten können.

Sind wir einmal ehrlich: Kennen Sie eine Person, in Ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis beispielsweise, die unter chronischen Schmerzen leidet? Und wenn Sie sich mit dieser Person unterhalten, überlegen Sie im voraus, was Sie sagen, und welche Fragen Sie stellen werden? Welche Gedanken kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an diese Person denken?
In diesem Artikel möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Sprache sehr mächtig sein kann. Gerade wenn es um den Umgang mit Menschen mit chronischen Erkrankungen geht. Wenn Sie im Folgenden die verschiedenen Sätze lesen, überlegen Sie einmal, ob sie diese schon einmal gedacht, oder vielleicht sogar geäußert oder gefragt haben. Was könnten Ihre Worte im Gegenüber vielleicht ausgelöst haben?

Chronische Schmerzen sind seit einigen Jahren ein Teil meines Lebens. Sie haben mir unter anderem gezeigt, wie unterschiedlich Menschen auf eine chronische Erkrankung reagieren. Ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen um mich herum, es gut mit mir meinen. Und die wenigsten werden sicherlich gemerkt haben, wie unüberlegt zum Teil ihre Reaktionen waren, was ihre Worte in der Lage waren, in mir auszulösen.

Ich habe erlebt, wie gut gemeinte Sätze, wie zum Beispiel „Du musst einfach positiv denken“, „Du siehst aber gar nicht krank aus“ oder „So etwas hat doch jeder mal“, mich klein gemacht haben, mich an mir selbst zweifeln ließen und zum Teil sogar Schuldgefühle erzeugten. Ich habe mich selbst oft heruntergespielt, um anderen nicht zur Last zu fallen, und habe meine Grenzen ignoriert, aus Angst, als schwach oder überempfindlich zu gelten.

Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, dass viele Mythen über chronische Schmerzen nicht nur falsch, sondern auch wirklich schädlich sein können. Sie beeinflussen die Selbstwahrnehmung, die Motivation und psychische Gesundheit. Wenn eine Person mit chronischen Schmerzen über längere Zeit, oder sogar dauerhaft, solchen Haltungen und Gedanken gegenüber Schmerzen begegnet, können im schlimmsten Fall sogar ernste psychische Erkrankungen daraus resultieren.

Und ist es nicht so, dass jeder chronisch Erkrankte nicht selbst auch schon mit solchen Gedanken, wie zum Beispiel: „Ich will niemandem zur Last fallen mit meinen Beschwerden“, „Ich hasse es, dass mein Körper mich im Stich lässt“ oder „Ich will nicht, dass jemand denkt, ich sei faul oder wehleidig“ ringt?
Jede Person, die ihr Leben mit chronischen Schmerzen geregelt bekommen muss, kommt mindestens einmal im Leben an den Punkt, dass sie ein Problem mit der Erkrankung oder ihrem Körper bekommt, oder ihn sogar hasst. Oder, dass sie sich wünscht, ihr Leben wäre wieder das Alte. Oder, vielleicht sogar auch, dass das Leben so nicht mehr lebenswert ist, und es vielleicht eher besser wäre, gar nicht mehr zu leben.

Wenn dann noch Sätze, wie ich sie diesem Artikel aufzähle, von außen hinzu kommen, wird das Leben nicht leichter. Und tagtäglich sehen sich Betroffene mit solchen Aussagen mehrfach konfrontiert. Viele dieser Sätze sind häufig wirklich gut gemeint, können aber, je nach Verfassung des Betroffenen, sehr belastend sein. Durch diese Phrasen kommt es sehr oft zu Schuldgefühlen, und der Frust, der durch die Erkrankung selbst schon genug vorhanden ist, verstärkt sich.

Es ist nicht mein Bestreben über gedachte Gedanken oder gesagte Worte zu urteilen. Denn ich selbst spreche mich davon nicht frei, in der Vergangenheit sicher auch schon die einen oder anderen „gutgemeinten“ Sätze geäußert zu haben. Es ist vollkommen menschlich, sich nicht zu jeder Zeit über jeden Buchstaben, der über die Lippen kommt, und seine eventuellen Folgen, Gedanken zu machen.
Dennoch wäre es ein positiver Nebeneffekt meines Beitrags, wenn jeder ein wenig achtsamer im Umgang mit anderen Menschen, besonders denen mit chronischen Erkrankungen, wird, und die Auswirkungen seines Handelns und seiner Worte nicht nur beim Gegenüber belässt.

So kann Verständnis und Mitgefühl aussehen – Der Mini-Leitfaden


✔️ Zuhören statt urteilen – manchmal ist das Wichtigste, einfach da zu sein.
✔️ Verständnis zeigen, auch wenn man nichts „sehen“ kann – Schmerz ist real, auch ohne sichtbare Anzeichen.
✔️ Gut gemeinte Ratschläge sparsam dosieren – nicht jede Erfahrung passt auf jede Person.
✔️ Keine Vergleiche ziehen – jeder Schmerz ist anders, und Vergleiche setzen unter Druck.
✔️ Fragen statt urteilen – ein einfaches „Wie geht es dir heute?“ wirkt stärker als „Mach doch einfach dieses oder jenes anders“.
✔️ Grenzen respektieren – auch wenn Pläne sich spontan ändern, ohne dass „Unzuverlässigkeit“ im Raum steht.
✔️ Kleine Fortschritte anerkennen – jeder Tag mit etwas weniger Schmerz oder mehr Aktivität, ist ein Erfolg.
✔️ Sprache achtsam wählen – Worte wie „stell dich nicht so an“ verletzen tiefer, als man denkt.
✔️ Verlässlichkeit zeigen – Betroffene brauchen Sicherheit, nicht Mitleid oder Distanz.

Die Inhalte dieses Blogartikels

Mythos 1: Chronische Schmerzen sind reine Kopfsache

Dieser Mythos ist einer der häufigsten und zugleich einer der verletzendsten, weil er Betroffenen das Gefühl vermittelt, ihre Schmerzen seien eingebildet, selbst verschuldet oder rein psychisch verursacht.
Er untergräbt die Wahrnehmung von Schmerz als komplexes Zusammenspiel von Körper, Nervensystem und Psyche.

Sätze, die Betroffene häufig hören

  • „Das ist doch nur Kopfsache.“
  • „Du musst einfach aufhören, ständig daran zu denken.“
  • „Wenn du dich ablenkst, merkst du es gar nicht mehr.“
  • „So schlimm kann das gar nicht sein.“
  • „Du siehst doch gar nicht krank aus.“
  • „Das ist bestimmt psychisch.“
  • „Stell dich nicht so an.“
  • „Wenn du dich zusammenreißt, wird’s bestimmt besser.“
  • „Du musst dich einfach mehr anstrengen.“
  • „Das bildest du dir vielleicht nur ein, du bist doch gesund.“
  • „Vielleicht brauchst du einfach nur ein bisschen Urlaub.“
  • „Du machst dich doch nur verrückt.“
  • „Du interpretierst da zu viel hinein.“
  • „Wenn du ständig drüber redest, wird’s auch nicht besser.“
  • „Das bildest du dir bestimmt nur ein.“
  • „Du musst einfach positiv denken.“
  • „Wenn du glücklich wärst, hättest du keine Schmerzen.“
  • „Das liegt alles an deiner Einstellung.“
  • „Du willst nur Aufmerksamkeit.“
  • „Es gibt immer eine Lösung, du musst nur wollen.“

Was Betroffene beispielsweise sogar oft selbst denken

  • „Vielleicht ist das wirklich alles nur in meinem Kopf.“
  • „Ich darf nicht ständig darüber reden, sonst denken alle, ich bilde es mir ein.“
  • „Vielleicht bin ich einfach zu empfindlich.“
  • „Ich sollte stärker sein und mich nicht so anstellen.“
  • „Ich bin schuld, dass es nicht besser wird.“
  • „Ich mache bestimmt etwas falsch, sonst wäre der Schmerz längst weg.“
  • „Wenn ich mich zusammenreiße, merke ich es vielleicht weniger.“
  • „Ich sollte mich nicht so auf den Schmerz konzentrieren.“
  • „Ich will niemandem zur Last fallen mit meinen Beschwerden.“
  • „Ich will nicht als Hypochonder dastehen.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Aussagen zeigen, wie tief dieser Mythos in Gesellschaft und Selbstwahrnehmung verankert ist.
Es wird übersehen, dass chronischer Schmerz ein reales, körperlich messbares Phänomen ist, mit neurobiologischen Veränderungen im Nervensystem, die unabhängig von reiner Willenskraft oder Gedanken existieren. Zwar können Emotionen und Stress den Schmerz beeinflussen, aber sie sind nicht allein die Verursacher.

Wenn einem Menschen immer wieder gesagt wird, seine Schmerzen seien „nicht real“ oder „übertrieben“ oder „nicht so schlimm“, dann handelt es sich um eine Form von „psychologischer Entwertung und Realitätsverzerrung„.
Diese Erfahrung lässt sich mit einem Begriff beschreiben, der ursprünglich aus der Psychologie der Manipulation stammt: chronische Invalidierung oder auch Gaslighting.

Auf Dauer führt dieses Verhalten, diese Reaktionen auf Personen mit chronischen Schmerzen, zu Selbstzweifeln, sozialem Rückzug, psychischer Belastung und einer realen Verstärkung des Schmerzes durch Stress- und Nervensystemmechanismen.
Es zerstört das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung. Und genau dieses Vertrauen ist eine der wichtigsten Grundlagen für Heilung und Selbstregulation.

Was wirklich zählt für Betroffene

Schmerz ist ein komplexes Zusammenspiel von Körper, Nervensystem und Psyche, und es ist wichtig, ihn ernst zu nehmen. Aktiv Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen, stärkt das Vertrauen in den eigenen Körper und die eigene Wahrnehmung.

Bewegung, Atemtechniken und gezielte physiotherapeutische Übungen können helfen, die Funktionsfähigkeit zu erhalten und das Nervensystem zu stabilisieren.
Mentale Methoden wie Achtsamkeitsübungen oder Meditation können die Schmerzwahrnehmung regulieren und Stress reduzieren.
Der Austausch mit Fachpersonen, Selbsthilfegruppen oder vertrauten Menschen bietet emotionale Unterstützung und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Schmerzprotokolle oder Tagebücher erleichtern es, Muster zu erkennen und die eigenen Grenzen besser einzuschätzen.
Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz helfen, Schuldgefühle und Selbstvorwürfe zu verringern.

Regelmäßige, kleine Schritte führen oft zu nachhaltigen Verbesserungen, auch wenn diese nicht sofort sichtbar ist. Eigene Erfolge, so klein sie erscheinen, sollten bewusst wahrgenommen und gefeiert werden. Schmerzmanagement ist ein aktiver, ganzheitlicher Prozess, der Lebensqualität, Autonomie und Wohlbefinden stärkt.

Mythos 2: Man muss Schmerzen einfach akzeptieren

Dieser Mythos ist besonders tückisch, weil er oft „weise“ oder „reif“ klingen mag. Er ist in der Praxis weit verbreitet und kann Betroffene zusätzlich entmutigen, weil er oft mit Resignation statt mit konstruktiver Akzeptanz (also dem bewussten, aktiven Umgang mit Schmerz) verwechselt wird.
Der Satz fördert sehr häufig Hilflosigkeit und Passivität.

Sätze, die Betroffene häufig hören

  • „Damit musst du dich einfach abfinden.“
  • „Das wird halt nicht mehr besser, so ist das eben.“
  • „Das gehört einfach dazu, da darf man sich nicht so reinsteigern.“
  • „Man kann ja nicht alles haben im Leben.“
  • „Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.“
  • „Du musst lernen, damit zu leben.“
  • „Da kann man halt nichts mehr machen.“
  • „Das ist jetzt einfach dein Schicksal.“
  • „Du darfst dich nicht dagegen wehren, das macht es nur schlimmer.“
  • „Akzeptanz ist der einzige Weg, also hör auf, nach Lösungen zu suchen.“
  • „Wenn du es endlich akzeptierst, wird es dir leichter fallen.“
  • „Du darfst dich nicht so auf den Schmerz fixieren, akzeptier ihn einfach.“
  • „Wer immer dagegen ankämpft, macht es sich nur schwerer.“
  • „Es gibt schlimmere Dinge, du solltest dich nicht so darauf konzentrieren.“
  • „Irgendwann muss man einfach aufhören, dagegen anzukämpfen.“

Was Betroffene oft selbst denken

  • „Ich sollte mich endlich damit abfinden, dass das so bleibt.“
  • „Es hat ja doch keinen Sinn mehr, etwas dagegen zu tun.“
  • „Vielleicht ist das einfach mein Schicksal.“
  • „Ich habe schon alles versucht, es wird ja doch nicht besser.“
  • „Ich darf keine Hoffnung mehr haben, sonst bin ich nur enttäuscht.“
  • „Wenn ich akzeptiere, dass es weh tut, bin ich wenigstens nicht mehr enttäuscht.“
  • „Ich will nicht mehr kämpfen, das macht mich nur müde.“
  • „Vielleicht bin ich einfach zu schwach, es anzunehmen.“
  • „Alle sagen, ich soll mich damit abfinden, vielleicht haben sie recht.“
  • „Ich weiß nicht mehr, wie man Hoffnung hat.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Aussagen klingen oft nach Weisheit oder innerem Frieden. Sie zeigen aber deutlich, wie leicht gesunde Akzeptanz (im Sinne von Annehmen ohne Verdrängen) mit passiver Resignation vermischt wird.
Echte Akzeptanz bedeutet nicht, den Schmerz zu ertragen oder hinzunehmen, sondern ihn anzuerkennen, ohne dass er das ganze Leben bestimmt, und gleichzeitig aktiv Einfluss auf Lebensqualität und Umgangsstrategien zu nehmen.
Durch diese Worte entsteht für viele Betroffene das Gefühl, nicht mehr ernst genommen oder aufgegeben zu werden.

Was wirklich zählt für Betroffene

„Akzeptieren“ wird oft missverstanden als „nichts tun“. Echte Akzeptanz aber bedeutet, die eigenen Beschwerden bewusst anzuerkennen, ohne dabei passiv zu werden. Es geht darum, Strategien zu entwickeln, wie man trotz Schmerzen aktiv am Leben teilnehmen kann.
Chronische Schmerzen sind behandelbar, auch wenn die Ursachen nicht immer sofort, oder von einem Tag auf den anderen, zu beseitigen ist. Aktives Schmerzmanagement ist dabei entscheidend:

Kleine Bewegungseinheiten, gezielte Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen unterstützen die körperliche und psychische Balance, und können helfen Auslöser der Schmerzen zu erkennen.
Pausen und Schonzeiten sind wichtig, um Überlastung zu vermeiden und die Belastbarkeit langfristig zu erhöhen.
Individuelle Planung hilft, den Alltag überschaubar zu gestalten und eigene Ressourcen besser zu nutzen.
Eigene Grenzen zu erkennen und zu respektieren ist ein Ausdruck von Stärke und Selbstfürsorge.
Fachliche Unterstützung kann neue Wege aufzeigen, um Schmerz gezielt zu beeinflussen.
Positive Selbstwahrnehmung und Erfolge, auch kleine, fördern Motivation und Selbstwirksamkeit.

Aktive Schmerzbewältigung bedeutet, Lösungen zu suchen, statt sich mit Resignation abzufinden. Hoffnung, Eigeninitiative und regelmäßiges Üben sind dabei entscheidend, die Lebensqualität trotz chronischer Schmerzen zu steigern.

Mythos 3: Bewegung verschlimmert den Schmerz

Dieser Mythos ist weit verbreitet und kann zu Vermeidung, Schonhaltungen und letztlich zu einer weiteren Chronifizierung führen. Viele Menschen mit chronischen Schmerzen vermeiden Bewegung aus Angst, dadurch könnten die Beschwerden noch schlimmer werden. Diese Sorge ist verständlich, vor allem, wenn jede Bewegung zunächst tatsächlich Schmerz auslöst. Doch langfristig führt Schonung häufig dazu, dass Muskeln, Gelenke und das Nervensystem noch empfindlicher reagieren. Wissenschaftlich ist inzwischen gut belegt, dass angepasste, regelmäßige Bewegung ein zentraler Bestandteil der Schmerzbewältigung ist. Sie kann helfen, das Schmerzsystem zu stabilisieren, die Belastbarkeit zu steigern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.

Dieser Mythos spielt sich häufiger in den Gedanken von Betroffenen ab, als dass er von außen geäußert wird, und er wird durch sie selbst aufrecht erhalten und verstärkt. Doch in manchen Fällen gibt es auch Angehörige, Freunde oder Bekannte, die ihre nahen Bezugspersonen zu sehr „in Watte packen“ wollen.

Welche Sätze Betroffene manchmal hören

  • „Mach lieber langsam, sonst wird’s wieder schlimmer.“
  • „Du darfst dich nicht überanstrengen, das rächt sich sonst.“
  • „Beweg dich bloß nicht zu viel, du willst doch nichts kaputt machen.“
  • „Wenn es weh tut, solltest du sofort aufhören.“
  • „Ruh dich lieber aus, das ist sicherer.“
  • „Sport ist bei so was gefährlich.“
  • „Bei Schmerzen sollte man sich lieber schonen als bewegen.“
  • „Ich würde an deiner Stelle nichts riskieren, Bewegung kann alles nur verschlimmern.“

Was Betroffene oft selbst denken

  • „Wenn ich mich bewege, wird der Schmerz stärker, also lasse ich es lieber.“
  • „Mein Körper signalisiert mir doch, dass ich ihn nicht belasten soll.“
  • „Ich habe Angst, dass ich mir etwas kaputt mache.“
  • „Ich merke doch, dass es nach Bewegung schlimmer wird, das kann doch nicht gut sein.“
  • „Ich will mich nicht noch mehr quälen.“
  • „Ich will keinen Rückfall riskieren, also bleibe ich lieber ruhig.“
  • „Ich habe früher schon gemerkt, dass Bewegung Schmerzen auslöst, also vermeide ich sie lieber.“
  • „Wenn es weh tut, ist das ein Zeichen, dass ich was falsch mache.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Gedanken und Aussagen entspringen meist der verständlichen Angst, den Schmerz zu verschlimmern oder Schaden anzurichten.
Tatsächlich zeigen viele Studien jedoch, dass schonende, regelmäßige, dosierte und angeleitete Bewegung die Muskeln stärkt, die Durchblutung verbessert und hilft das Nervensystem zu regulieren (zum Beispiel durch Physiotherapie oder sanfte Aktivität). Langfristig trägt das zur Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung bei, während dauerhafte Schonung eher kontraproduktiv ist.

Was für Betroffene wirklich zählt

Individuell angepasste Bewegung ist ein zentraler Bestandteil wirksamer Schmerzbewältigung. Schon kleine Einheiten, angepasst an die eigenen Fähigkeiten, fördern Muskelkraft, Gelenkbeweglichkeit und das Nervensystem. Regelmäßige, dosierte Aktivität hilft, die körperliche Funktionsfähigkeit zu erhalten und die Belastbarkeit zu steigern. Bewegung kann auch Resilienz, die psychische Widerstandskraft, stärken und das Gefühl von Selbstkontrolle erhöhen.

Sanfte Übungen, Spaziergänge oder Schwimmen reduzieren Stress und unterstützen die Regulation des Schmerzsystems.
Schrittweise Steigerungen helfen, Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen.
Begleitende physiotherapeutische Anleitung oder Trainingspläne geben Sicherheit und Orientierung.
Kombinationen aus Bewegung, Entspannung und mentalen Strategien wirken besonders nachhaltig.

Eigenständige Erfolgserlebnisse motivieren, aktiv zu bleiben und Überlastung zu vermeiden. Langfristig trägt Bewegung dazu bei, Schmerzen zu reduzieren, Mobilität zu fördern und Lebensqualität zu erhöhen.

Mythos 4: Chronische Schmerzen treten nur im Alter auf

Viele Menschen verbinden chronische Schmerzen mit dem Älterwerden und glauben, sie seien vor allem ein Problem älterer Generationen. Tatsächlich können jedoch auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von anhaltenden Schmerzen betroffen sein, oft sogar über Jahre hinweg. Chronische Schmerzen sind keine Frage des Alters, sondern das Ergebnis komplexer biologischer, psychologischer und sozialer Prozesse. Wenn dieser Mythos bestehen bleibt, führt das dazu, dass jüngere Betroffene häufig nicht ernst genommen, fehlinterpretiert, oder zu spät diagnostiziert und behandelt werden. Ein frühzeitiges Erkennen und Verstehen ist jedoch entscheidend, um eine Chronifizierung zu verhindern und wirksam zu behandeln.

Welche Sätze Betroffene häufig hören

  • „Dafür bist du doch viel zu jung.“
  • „In deinem Alter kann man so was noch gar nicht haben.“
  • „Warte ab, bis du älter bist, dann weißt du, was echte Schmerzen sind.“
  • „So jung und schon solche Beschwerden? Das kann gar nicht sein.“
  • „Das ist bestimmt nur eine Phase.“
  • „Das wächst sich bestimmt wieder aus.“
  • „Mit Anfang dreißig kann man doch keine chronischen Schmerzen haben.“
  • „Chronische Schmerzen sind was für alte Leute, nicht für dich.“
  • „In deinem Alter regeneriert sich der Körper doch schnell.“
  • „So was fängt erst später an, du machst dir zu viele Sorgen.“
  • „Das ist bestimmt psychosomatisch, junge Menschen haben keine dauerhaften Schmerzen.“

Was Betroffene oft selbst denken

  • „Vielleicht übertreibe ich, ich bin doch eigentlich zu jung dafür.“
  • „Alle sagen, in meinem Alter ist das ungewöhnlich, also stimmt vielleicht wirklich was mit mir nicht.“
  • „Wenn alle meinen, das kann in meinem Alter nicht sein, dann bilde ich mir das vielleicht ein.“
  • „Ich sollte mich nicht so anstellen, ich bin ja noch jung.“
  • „Ich schäme mich, weil ich jung bin und trotzdem ständig Schmerzen habe.“
  • „Ich dachte, sowas trifft nur ältere Menschen, warum also mich?“

Was an dem Mythos falsch ist

Diese Sätze zeigen, wie stark gesellschaftliche Vorstellungen von Alter und Krankheit die Wahrnehmung von Schmerz beeinflussen.
Viele jüngere Betroffene erleben dadurch Invalidierung, Selbstzweifel und verzögerte Behandlung. Chronische Schmerzen können in jedem Alter auftreten (zum Beispiel durch Verletzungen, Überlastung, Stress oder auch traumatische Erfahrungen) auch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Was wirklich zählt

Chronische Schmerzen können in jedem Lebensalter auftreten, und ein frühzeitiges Erkennen ist entscheidend, um den Verlauf positiv zu beeinflussen. Es ist wichtig, Beschwerden ernst zu nehmen, unabhängig vom Alter, und die eigenen Symptome zu beobachten. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene profitieren besonders von präventiven Strategien und gezieltem Schmerzmanagement.

Aufklärung im Umfeld fördert Verständnis und reduziert Schuldgefühle oder Selbstzweifel.
Ein aktiver Umgang, wie das Einbauen kleiner Bewegungseinheiten oder Entspannungsübungen in den Alltag, unterstützt Resilienz und Lebensqualität.
Pausen und Anpassung der Aktivitäten helfen, Überlastung zu vermeiden.
Soziale Unterstützung und Austausch sind wertvolle Ressourcen für junge Betroffene.
Individuell angepasste Therapien, Bewegung und Stressregulation helfen, Beschwerden zu reduzieren und Funktionsfähigkeit zu erhalten.
Eigenverantwortliche Planung stärkt das Gefühl von Kontrolle über den eigenen Alltag.

Bewusstes Handeln und kontinuierliche Strategien ermöglichen es, trotz Schmerz aktiv am Leben teilzuhaben. Es ist wichtig ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass jeder betroffen sein kann, und frühzeitig Strategien zu entwickeln, um den Schmerz zu regulieren und den Alltag zu erleichtern.

Mythos 5: Wer chronische Schmerzen hat, muss auf alles verzichten

Das ist ein besonders belastender Mythos, weil er Betroffenen das Gefühl gibt, ihr Leben bestehe nur noch aus Verzicht und Einschränkung. Der Gedanke „Wer chronische Schmerzen hat, muss auf alles verzichten“ kann von außen vermittelt werden, wird aber auch sehr häufig von Betroffenen selbst verinnerlicht. Dies geschieht oft als Folge von Überforderung, Angst oder wiederholter Enttäuschung.

Was Betroffene häufig hören

  • „Dann kannst du sowas ja jetzt nicht mehr machen.“
  • „Du musst dich eben einschränken.“
  • „Mit so einer Erkrankung kann man halt nicht mehr alles haben.“
  • „Du musst lernen, auf gewisse Dinge zu verzichten.“
  • „Wenn du Schmerzen hast, darfst du dich nicht überfordern.“
  • „Das ist vorbei, du solltest dich damit abfinden.“
  • „Freizeit, Sport, Arbeit, das geht halt nicht mehr alles gleichzeitig.“
  • „Man kann nicht krank sein und trotzdem alles machen wollen.“
  • „Du kannst doch froh sein, wenn du überhaupt noch ein bisschen was machen kannst.“
  • „Du musst dich entscheiden: entweder du schonst dich oder du machst es schlimmer.“
  • „Mit deiner Gesundheit darfst du keine Risiken mehr eingehen.“
  • „Dein Leben von früher ist für dich jetzt nicht mehr möglich.“
  • „Man kann nicht krank sein und gleichzeitig Spaß haben.“
  • „Du solltest dich lieber zurückziehen, bevor es schlimmer wird.“
  • „Manchmal muss man halt Dinge loslassen, wenn man Schmerzen hat.“

Welche Gedanken Betroffene oft selbst haben

  • „Ich kann sowieso nichts mehr machen, was mir Spaß macht.“
  • „Ich kann nichts mehr planen, weil ich nie weiß, wie es mir geht.“
  • „Ich bin keine verlässliche Person mehr.“
  • „Mein altes Leben ist vorbei.“
  • „Ich darf niemandem zur Last fallen, also bleibe ich lieber zu Hause.“
  • „Andere können sich auf mich nicht mehr verlassen, weil ich ständig ausfalle.“
  • „Ich sollte mich nicht mehr freuen, dann bin ich wenigstens nicht enttäuscht.“
  • „Ich traue mich kaum, noch etwas Schönes zu machen, hinterher zahle ich es mit mehr Schmerzen.“
  • „Ich habe das Gefühl, mein Leben besteht nur noch aus Einschränkungen.“
  • „Ich darf keine Hoffnung mehr haben, sonst tut es nur noch mehr weh.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Aussagen zeigen, wie stark sich der Mythos des „Verzichts“ auf die Lebensqualität und Identität von Betroffenen auswirken kann.
Gesunde Schmerzbewältigung bedeutet nicht alles aufzugeben, oder dass alles unmöglich ist. Es meint, neue Wege zu finden, wie Aktivität, Freude und Sinn trotz Schmerz möglich sind, etwa durch Anpassung, Planung und Selbstmitgefühl statt Selbstverzicht.

Was wirklich zählt

Schmerz bedeutet nicht, dass das Leben aus Verzicht bestehen muss. Individuell angepasste Aktivitäten ermöglichen, Freude und Sinn zu erleben, trotz körperlicher Einschränkungen. Planung, Priorisierung und kleine Ziele helfen, Überlastung zu vermeiden und das Leben aktiv zu gestalten.

Schonende Bewegung, Hobbys oder soziale Kontakte tragen dazu bei, das Wohlbefinden zu erhalten.
Selbstfürsorge, Pausen und das Beachten der eigenen Grenzen sind entscheidend, um langfristig stabil zu bleiben.
Kreative Anpassungen erlauben, viele Aktivitäten weiterhin auszuführen, ohne Schmerzen zu verschlimmern.
Fachliche Unterstützung kann individuelle Wege aufzeigen, um Alltag und Freizeit aktiv zu gestalten.
Kleine Erfolge und positive Erfahrungen motivieren, am Ball zu bleiben.
Eigenverantwortung und Selbstmanagement stärken das Gefühl von Kontrolle.

Das Leben kann trotz Schmerzen erfüllt, aktiv und sinnvoll gestaltet werden, wenn man vernünftige Strategien und Anpassungen nutzt. Dafür ist es wichtig aktiv zu bleiben und seine Ziele anzupassen, sie eventuell in kleinere Teilziele zu unterteilen. Schonende Aktivitäten und gezieltes Training können die Lebensqualität und Beweglichkeit immens fördern.

Mythos 6: Schmerz ist immer sichtbar

Dieser Mythos ist besonders folgenschwer, weil er die „unsichtbare“ Erkrankung der Betroffenen in Frage stellt und er oft zu Unglauben, Misstrauen und Selbstzweifeln führt. Chronische Schmerzen sind häufig nicht durch bildgebende Verfahren, Laborwerte oder sichtbare Verletzungen erklärbar, was bei vielen Menschen, leider sehr häufig auch im medizinischen Umfeld, zu Fehleinschätzungen führt.,

Welche Sätze Betroffene häufig hören

  • „Man sieht dir gar nichts an, so schlimm kann es also nicht sein.“
  • „Die Untersuchungen waren alle unauffällig, also ist da nichts.“
  • „Wenn im MRT nichts zu sehen ist, hast du auch nichts.“
  • „Da ist kein Befund, also musst du dir das einbilden.“
  • „Das Blutbild ist völlig in Ordnung, woher sollen dann die Schmerzen kommen?“
  • „Ohne sichtbare Ursache kann der Schmerz nicht echt sein.“
  • „Das können keine richtigen Schmerzen sein, sonst würde man etwas finden.“
  • „Du hast ja keine Schwellung, keine Entzündung, das ist sicher nur eine Verspannung.“
  • „Da sieht man doch gar nichts, also übertreib nicht.“
  • „Wenn der Arzt nichts findet, dann ist da auch nichts.“
  • „Schmerz ohne Befund, das gibt’s doch gar nicht.“
  • „Vielleicht suchst du einfach nur nach Aufmerksamkeit.“
  • „Andere mit richtigen Diagnosen haben viel mehr auszuhalten.“
  • „Wenn man es nicht messen kann, dann kann es auch nicht so schlimm sein.“
  • „Das muss psychisch sein, sonst hätte man längst etwas gefunden.“

Was Betroffene oft selbst denken

  • „Vielleicht bilde ich mir das wirklich nur ein, man findet ja nichts.“
  • „Wenn man nichts sieht, ist es bestimmt nicht so schlimm, wie ich denke.“
  • „Ich habe Angst, dass mir niemand glaubt.“
  • „Vielleicht übertreibe ich einfach.“
  • „Ich bin froh, dass die Tests unauffällig sind, aber gleichzeitig verzweifelt, weil mir niemand helfen kann.“
  • „Ich wünschte fast, man würde etwas im MRT sehen, dann wäre es endlich real.“
  • „Wenn die Ärztin sagt, da ist nichts, dann darf ich mich wohl nicht so anstellen.“
  • „Ich zweifle manchmal selbst an mir, weil man meine Schmerzen nicht messen kann.“
  • „Ich fühle mich unsichtbar, als gäbe es meinen Schmerz nicht wirklich.“
  • „Ich weiß, dass etwas nicht stimmt, aber die Ergebnisse sagen das Gegenteil.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Aussagen zeigen, wie stark der gesellschaftliche Glaube existiert, dass nur das Sichtbare zählt. Doch Schmerz ist nicht immer sichtbar oder messbar. Er zeigt sich nicht zwangsläufig in Bildern, Blutwerten oder äußerlichen Anzeichen. Nur weil man Schmerz nicht sieht, heißt das nicht, dass er nicht existiert. Er kann das Leben eines Menschen sehr stark beeinträchtigen. Viele Menschen mit chronischen Schmerzen tragen ihr Leiden still mit sich herum. Sie funktionieren weiter, obwohl ihr Körper und Geist längst erschöpft sind.
Doch Schmerz spielt sich nicht nur im Körper ab, er betrifft auch das Nervensystem, die Wahrnehmung und die Psyche. Nur weil man ihn nicht messen oder sehen kann, ist er nicht weniger real.

Was wirklich zählt für Betroffene

Schmerz ist real, auch wenn er nicht sichtbar oder messbar ist. Es ist entscheidend, die eigene Wahrnehmung ernst nehmen und sich nicht von fehlenden Befunden verunsichern zu lassen.
Validierung durch das Umfeld (das heißt: Menschen mit einer Haltung der Wertschätzung zu begegnen und ihre Gefühle anzuerkennen), vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Ernstgenommenwerden, reduziert Selbstzweifel und Schuldgefühle und kann das Selbstbewusstsein und die Motivation stärken. Außerdem kann es helfen, dass Betroffene offen über ihre Schmerzen sprechen, aktiv Strategien ausprobieren und die Lebensqualität erhalten. Das bedeutet: Betroffenen zuhören und den Schmerz ernst nehmen, ohne ihn zu relativieren oder zu verharmlosen. Betroffenen seine Unterstützung anzubieten, ohne die Person zu bevormunden oder zu drängen, trägt zu einem menschlicheren Umgang mit Schmerz bei.

Eigene Beobachtung, Tagebücher oder Schmerzprotokolle helfen, Muster und Auslöser zu erkennen.
Eine professionelle Begleitung kann unterstützend dabei sein, die Symptome besser zu verstehen und gezielt zu beeinflussen.
Aktiv eingesetzte Strategien wie Bewegung, Entspannung und Stressmanagement wirken auch bei unsichtbarem Schmerz.
Selbstmitgefühl und das Akzeptieren der eigenen Situation reduzieren psychische Belastung.
Austausch mit anderen Betroffenen oder Fachpersonen gibt Sicherheit und Vertrauen.

Langfristig kann Schmerzmanagement trotz unsichtbarer Symptome zu mehr Lebensqualität und Handlungsspielraum führen. Wichtig ist, den Schmerz als ernstzunehmendes Signal zu betrachten und aktiv daran zu arbeiten.

Mythos 7: Wenn man entspannt ist, verschwindet der Schmerz automatisch

Dieser Mythos ist ein besonders häufiges Missverständnis. Er vermischt die wichtige Rolle von Entspannung und Stressregulation mit der falschen Vorstellung, man könne Schmerzen immer durch Ruhe oder Gelassenheit „wegatmen“. Das führt oft dazu, dass Betroffene sich selbst die Schuld geben, wenn Entspannung nicht zu einer Schmerzlinderung führt.

Welche Sätze Betroffene häufig hören

  • „Du musst einfach mal richtig abschalten, dann geht das weg.“
  • „Das liegt bestimmt nur am Stress.“
  • „Wenn du dich entspannst, hast du bestimmt keine Schmerzen mehr.“
  • „Vielleicht bist du einfach zu verkrampft.“
  • „Mach mal Yoga, dann erledigt sich das von selbst.“
  • „Du musst nur loslassen.“
  • „Dein Körper ist nur angespannt, sonst nichts.“
  • „Du musst einfach lernen, ruhiger zu werden.“
  • „Das ist nur, weil du dich ständig aufregst.“
  • „Atme tief durch, dann verschwindet der Schmerz.“
  • „Wenn du dich entspannst, merkst du gar nichts mehr davon.“
  • „Das ist alles nur Muskelverspannung, kein richtiger Schmerz.“
  • „Mach dir einfach weniger Gedanken, dann wird das schon.“

Was Betroffene oft selbst denken

  • „Ich bin schuld, weil ich mich nicht richtig entspannen kann.“
  • „Wenn ich mich genug beruhige, müsste der Schmerz doch weggehen.“
  • „Ich mache die Entspannungsübungen wohl falsch, sonst hätte ich weniger Schmerzen.“
  • „Ich darf mich nicht aufregen, sonst wird es schlimmer.“
  • „Wenn ich mehr loslassen könnte, hätte ich das Problem nicht.“
  • „Alle sagen, Entspannung hilft, bei mir funktioniert das aber nicht. Vielleicht bin ich einfach allgemein ein zu angespannter Typ.“
  • „Ich habe versagt, weil ich es nicht schaffe, ruhig zu bleiben.“
  • „Wenn ich gestresst bin, bin ich selbst schuld, dass es mehr weh tut.“
  • „Ich will niemandem zeigen, dass es mir schlecht geht, also ich muss gelassen bleiben. Denn nur so sieht jeder, dass ich habe alles im Griff habe.“
  • „Vielleicht ist alles wirklich nur Stress, und ich übertreibe.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Sätze zeigen, wie stark der Mythos verinnerlicht ist, dass Schmerz rein willentlich kontrollierbar sei.
Zwar kann Entspannung Stress reduzieren und Schmerzempfinden positiv beeinflussen, es ist aber nur ein Baustein im Schmerzmanagement. Chronische Schmerzen beruhen auf komplexen Veränderungen im Nervensystem, die nicht einfach durch Ruhe „abgeschaltet“ werden können.
Der Gedanke, Entspannung sei die alleinige Lösung, erzeugt deshalb oft Druck statt Erleichterung.

Was für Betroffene wirklich zählt

Entspannung ist ein wertvolles Werkzeug, um Stress zu reduzieren und das Nervensystem zu beruhigen. Sie allein kann den Schmerz allerdings nicht verschwinden lassen, trotzdem erleichtert sie das Bewältigen von Beschwerden.

Regelmäßige Praxis, kombiniert mit Bewegung, Atemtechniken und mentalen Übungen, verbessert die Selbstregulation.
Geduld und Kontinuität sind entscheidend, um Wirkung zu erzielen.
Individuell passende Methoden fördern das Körperbewusstsein und die Kontrolle über Beschwerden.
Selbstvorwürfe sollten vermieden werden, da sie Stress erhöhen und Schmerzen verstärken können.
Aktiv geplante Pausen und Erholungszeiten unterstützen die Belastbarkeit.
Fachliche Begleitung kann helfen, geeignete Techniken zu erlernen und korrekt anzuwenden.
Kleine Erfolgserlebnisse motivieren, weiterzumachen und nicht aufzugeben.

Entspannung ist nur ein Teil eines ganzheitlichen Ansatzes, der Lebensqualität, Selbstwirksamkeit und Wohlbefinden steigert. Eine Kombination aus Entspannung, Bewegung, Atemtechniken und Selbstmanagement bringt oft eine nachhaltigere Wirkung. Dabei sind Geduld und Regelmäßigkeit absolut entscheidend.

Mythos 8: Schmerz ist gleichbedeutend mit Schwäche oder Versagen

Dies ist ein besonders belastender Mythos, weil er tief in gesellschaftlichen Vorstellungen von Leistung, Stärke und Durchhaltevermögen verankert ist.
Der Gedanke als Schwächling oder Versager zu gelten, kann Betroffene sehr stark unter Druck setzen, führt oft zu Scham, Selbstabwertung und Überforderung, und erschwert es, offen über Schmerzen zu sprechen oder auch Hilfe anzunehmen.

Was Betroffene häufig hören

  • „Reiß dich zusammen, so schlimm ist das nicht.“
  • „Du musst stärker sein als der Schmerz.“
  • „Man darf sich von Schmerzen nicht unterkriegen lassen.“
  • „Wenn du dich hängen lässt, wird es nur schlimmer.“
  • „Du darfst dem Schmerz keine Macht geben.“
  • „Nur die Schwachen geben nach.“
  • „Du musst lernen, dich da durchzubeißen.“
  • „Ein bisschen Schmerz hat noch niemandem geschadet.“
  • „Wenn du dich immer schonst, wirst du nie wieder fit.“
  • „Du bist doch kein Kind mehr, so was hält man aus.“
  • „Krankheit ist eine Frage der Willenskraft.“
  • „Du musst dich zusammenreißen, sonst wird das nie was.“
  • „Stark sein heißt, den Schmerz zu ignorieren.“
  • „Wenn du stark wärst, würdest du dich davon nicht so beeinflussen lassen.“

Welche Gedanken Betroffene oft selbst haben

  • „Ich darf keine Schwäche zeigen.“
  • „Wenn ich Schmerzen habe, bin ich nicht belastbar genug.“
  • „Ich muss beweisen, dass ich trotzdem stark bin.“
  • „Ich will nicht, dass jemand denkt, ich sei faul oder wehleidig.“
  • „Wenn ich Pausen brauche, bin ich schwach.“
  • „Ich will nicht, dass jemand merkt, wie schlecht es mir geht.“
  • „Ich habe das Gefühl, zu versagen, wenn ich etwas nicht schaffe.“
  • „Ich muss funktionieren, egal wie es mir geht.“
  • „Ich hasse es, dass mein Körper mich im Stich lässt.“
  • „Ich fühle mich wertlos, wenn ich nicht leistungsfähig bin.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Schmerz wird in unserer Gesellschaft oft mit persönlichem Scheitern verwechselt. Viele Betroffene fühlen sich schwach, wenn sie an ihre Grenzen stoßen oder Hilfe brauchen. Doch Schmerz hat nichts mit fehlender Stärke oder Willenskraft zu tun, sondern ist eine Reaktion auf Überlastung, Verletzung oder Erkrankung. Chronische Schmerzen entstehen durch komplexe körperliche und nervliche Prozesse.
Die Haltung des „Durchbeißens“ kann kurzfristig funktionieren, führt langfristig jedoch zu Erschöpfung, Verschlimmerung der Symptome und sozialer Isolation.

Was wirklich für Betroffene zählt

Schmerz ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Signal des Körpers, das ernst genommen werden sollte. Eigene Grenzen zu erkennen und zu respektieren, ist Ausdruck von Stärke und Selbstfürsorge. Unterstützung anzunehmen ist ein wichtiger Bestandteil von Resilienz. Strategien wie Pacing (die Dosierung von Aktivität und Schonzeiten) helfen unter anderem, Überlastung zu vermeiden.

Schmerzmanagement ermöglicht eine aktive Gestaltung des Alltags trotz Beschwerden.
Positive Erlebnisse, auch kleine Fortschritte, fördern Selbstvertrauen.
Selbstmitgefühl und Verständnis für den eigenen Körper reduzieren Schuldgefühle und Überforderung.
Kommunikation über Schmerz stärkt soziale Bindungen und Verständnis im Umfeld.
Eine Kombination aus Bewegung, Entspannung und mentalen Techniken trägt zur Lebensqualität bei.

Wirkliche Stärke besteht nicht darin, Schmerz zu verleugnen, sondern darin, ihn anzuerkennen, mit ihm umzugehen und seine Grenzen zu respektieren, ohne sich selbst dafür abzuwerten. Sie hilft das Leben aktiver zu gestalten. Schmerz ist ein Signal, kein persönliches Versagen.

Mythos 9: Wenn man die Ursache nicht findet, kann man nichts tun

Der Mythos „Wenn man die Ursache nicht findet, kann man nichts tun“ ist einer der frustrierendsten für Menschen mit chronischen Schmerzen. Er vermittelt Betroffenen, sie seien hoffnungslose Fälle, und verhindert oft eine aktive Behandlung oder einen ganzheitlichen Umgang mit Schmerz.
Tatsächlich ist Schmerz ein eigenständiges Krankheitsbild, das auch ohne klare strukturelle Ursache (wenn keine eindeutige körperliche Ursache gefunden wird), zum Beispiel kein Bruch, keine Entzündung oder sichtbare Schädigung, bestehen kann. Dennoch ist es möglich Schmerzen zu behandeln und positiv zu beeinflussen.

Welche Aussagen Betroffene häufig hören

  • „Wir haben alles untersucht, da ist nichts.“
  • „Wenn man nichts sieht, kann man auch nichts machen.“
  • „Solange man keine Ursache kennt, lässt sich das nicht behandeln.“
  • „Da kann man leider nichts tun, Sie müssen damit leben.“
  • „Die Bilder sind unauffällig, also kann das nicht so schlimm sein.“
  • „Wenn wir wüssten, woher es kommt, könnten wir helfen.“
  • „Das ist medizinisch nicht erklärbar, da sind uns die Hände gebunden.“
  • „Sie müssen sich einfach damit abfinden, dass man nichts findet.“
  • „Man kann doch nicht etwas behandeln, das man nicht messen kann.“
  • „Da ist kein Befund, also bleibt nur, es zu akzeptieren.“
  • „Vielleicht ist das gar nichts Körperliches.“
  • „Ohne Diagnose kann man eben nichts machen.“
  • „Da hilft nur abwarten.“
  • „Wir haben alles versucht, mehr kann man nicht tun.“
  • „Wenn Sie keine Ursache haben, dann liegt es vielleicht an Ihrer Wahrnehmung.“

Was Betroffene oft selbst denken

  • „Wenn man nichts findet, kann mir wohl wirklich niemand helfen.“
  • „Vielleicht ist es doch alles nur in meinem Kopf.“
  • „Ich habe Angst, dass ich so für immer leben muss.“
  • „Ich bin ein medizinisches Rätsel, das macht mich hilflos.“
  • „Wenn die Ärzte nichts finden, bilde ich mir das vielleicht ein.“
  • „Solange es keine Ursache gibt, darf ich mir keine Hoffnung machen.“
  • „Ich fühle mich, als würde ich in einem blinden Fleck der Medizin existieren.“
  • „Vielleicht ist mein Schmerz gar nicht echt, wenn er sich nicht erklären lässt.“
  • „Ich bin erschöpft davon, immer wieder zu hören, dass ‚nichts zu machen‘ ist.“
  • „Ich wünschte, jemand würde endlich sehen, dass ‚keine Ursache‘ nicht ‚kein Problem‘ bedeutet.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Sätze zeigen, wie stark die Vorstellung wirkt, Schmerz müsse eine eindeutig messbare körperliche Ursache haben, um real oder behandelbar zu sein.
Doch die moderne Schmerzforschung weiß: Chronischer Schmerz kann auch ohne strukturelle Schädigung entstehen, durch Veränderungen im Nervensystem, im Schmerzgedächtnis und in der Reizverarbeitung.
Das bedeutet: Auch wenn die Ursache nicht gefunden wird, gibt es immer Möglichkeiten, den Schmerz zu verstehen, zu beeinflussen und Lebensqualität zurückzugewinnen.

Was wirklich zählt

Schmerz kann auch ohne klar messbare Ursache effektiv behandelt werden. Das Nervensystem kann durch gezielte Bewegung, Entspannung und Selbstmanagement positiv beeinflusst werden. Es geht darum Symptome ernst zu nehmen und Wege zu finden, den Alltag zu gestalten, zum Beispiel durch gezielte Techniken und professionelle Begleitung.

Aktiv Strategien zu entwickeln gibt Kontrolle über den Alltag zurück.
Fachliche Unterstützung hilft, individuelle Wege zur Schmerzreduktion zu finden. Eigenbeobachtung,
Tagebücher und Protokolle erleichtern die Selbststeuerung.
Hoffnung und Motivation bleiben zentrale Faktoren für Fortschritt.
Individuell abgestimmte Übungen, Aktivitätsplanung und mentale Techniken fördern die Lebensqualität.

Schmerz ernst zu nehmen, auch ohne klare Diagnose, schützt vor Isolation und psychischer Belastung. Kleine Fortschritte zeigen Wirkung und stärken die Selbstwirksamkeit. Chronischer Schmerz kann so gestaltet werden, dass ein aktives, erfülltes Leben trotz Beschwerden möglich ist.

Mythos 10: Alle Menschen empfinden chronische Schmerzen gleich

Dieser Mythos ist weit verbreitet und führt sehr häufig zu Vergleichen, Missverständnissen und mangelndem Verständnis. Er ignoriert, dass Schmerz ein individuelles Erleben ist, das von zahlreichen Faktoren wie Biologie, Nervensystem, Emotionen, Stress, Lebensgeschichte und Umfeld beeinflusst wird. Zwei Menschen mit derselben Diagnose können völlig unterschiedliche Schmerzintensitäten, Belastungen und Bewältigungsstrategien haben. Manche spüren den Schmerz stärker oder länger, andere weniger, selbst wenn die körperlichen Veränderungen ähnlich sind. Solche Vergleiche sind nicht nur wenig hilfreich, sie können Betroffene zusätzlich verunsichern oder das Gefühl vermitteln, „nicht genug auszuhalten“.
Es ist deshalb wichtig zu verstehen, dass jeder Schmerz individuell erlebt wird und Vergleiche mit anderen keine Aussagekraft haben.

Was Betroffene häufig hören

  • „Ich kenne das, ich habe auch Rückenschmerzen.“
  • „Andere haben das Gleiche und kommen viel besser klar.“
  • „So etwas hat jeder mal.“
  • „Ich habe auch Schmerzen, aber ich lasse mich davon nicht einschränken.“
  • „Bei mir war das genauso, und ich hab es mit etwas Bewegung in den Griff bekommen.“
  • „Wenn das bei anderen hilft, muss es bei dir auch helfen.“
  • „Die Medikamente helfen doch bei allen, warum sollten sie bei dir nicht helfen?“
  • „Andere schaffen es ja auch, weiterzuarbeiten.“
  • „Du bist nur empfindlicher als andere.“
  • „Du musst einfach genauso stark sein wie sie.“
  • „Das ist doch dieselbe Diagnose, also sollte es auch gleich behandelt werden.“
  • „Du stellst dich einfach mehr an als andere.“
  • „Ich kenne jemanden mit genau derselben Erkrankung, und der hat keine Schmerzen mehr.“
  • „Wenn andere das schaffen, kannst du das auch.“
  • „Andere kommen ohne Medikamente klar, warum du nicht?“

Welche Gedanken Betroffene oft selbst haben

  • „Warum komme ich damit schlechter zurecht als andere?“
  • „Vielleicht übertreibe ich, anderen geht es doch auch so.“
  • „Ich muss stärker sein, andere schaffen das schließlich auch.“
  • „Wenn die Behandlung bei anderen hilft, muss ich etwas falsch machen.“
  • „Ich bin schwach, weil ich mit denselben Schmerzen nicht so umgehen kann, wie andere.“
  • „Vielleicht bin ich einfach nicht belastbar genug.“
  • „Ich schäme mich, weil ich mehr Pausen brauche als andere.“
  • „Ich habe das Gefühl, ich versage, weil ich nicht so zurechtkomme wie andere.“
  • „Alle sagen, das wäre harmlos, also stimmt mit mir wohl etwas nicht.“
  • „Ich wünschte, jemand würde verstehen, dass mein Schmerz nicht mit anderen vergleichbar ist.“
  • „Warum kann ich nicht einfach so weitermachen wie andere?“
  • „Ich vergleiche mich ständig und denke, dass mit mir etwas nicht stimmt.“

Was an diesem Mythos falsch ist

Diese Sätze zeigen, wie stark der Mythos das Denken prägt. Dabei sind Schmerzen subjektiv, individuell und nicht vergleichbar. Jeder Mensch reagiert anders auf gleiche Ursachen, sowohl körperlich als auch emotional. Faktoren wie Nervensystem, Lebensstil, emotionaler und sozialer Stress und psychische Belastung beeinflussen die Schmerzempfindung stark. Zwei Menschen mit derselben Diagnose können völlig unterschiedliche Schmerzverläufe, Belastungen und Bewältigungsstrategien haben.

Was für Betroffene wirklich zählt

Schmerz ist individuell und subjektiv, und jede Person erlebt ihn anders. Ein Vergleich mit anderen hilft kaum, stattdessen sollte der Fokus auf den eigenen Erfahrungen liegen.

Eigenbeobachtung, Schmerzprotokolle und Bewusstsein für Auslöser ermöglichen eine bessere Selbststeuerung.
Aktivität, Bewegung, Entspannung und mentale Strategien sollten auf die persönliche Situation abgestimmt sein.
Selbstmitgefühl und Anerkennung der eigenen Grenzen reduzieren Schuldgefühle.
Austausch mit Fachpersonen und anderen Betroffenen bietet Orientierung und emotionale Unterstützung.
Individuelle Anpassungen des Alltags verhindern Überlastung und fördern Selbstwirksamkeit.
Kleine, erreichbare Ziele steigern Motivation und Lebensqualität.
Verständnis und Validierung durch das Umfeld stärken das Selbstbewusstsein.
Der Fokus auf eigene Ressourcen und Strategien ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben, trotz chronischer Schmerzen.

Es geht darum eigene Erfahrungen ernst nehmen und individuelle Strategien für sich zu entwickeln und anzupassen. Ein Vergleich mit anderen hilft wenig bis überhaupt nicht. Sich auf die persönlichen Möglichkeiten zur Schmerzlinderung und die Selbstfürsorge zu konzentrieren, ist entscheidend.

Wie Sie Menschen mit chronischen Schmerzen besser unterstützen können

Chronische Schmerzen betreffen nicht nur den Körper, sondern auch Beziehungen. Der richtige Umgang mit Menschen mit chronischen Schmerzen erfordert Sensibilität und Wissen und sie benötigen vor allem eines: Verständnis.
Viele Betroffene fühlen sich unverstanden, weil ihre Beschwerden unsichtbar sind. Freunde, Angehörige oder Kollegen wissen oft nicht, wie sie helfen können, ohne zu überfordern. Es ist für Außenstehende oft schwer zu begreifen, wie sehr der Schmerz das Leben prägt – auch an Tagen, an denen man ihn nicht sieht.

Mit einfühlsamer Kommunikation und respektvollem Verhalten können Sie entscheidend dazu beitragen, dass sich Betroffene weniger allein fühlen. Denn kleine Gesten, Worte und ein offenes Ohr können sehr oft mehr bewirken, als jede medizinische Empfehlung.

Wer lernt, achtsam zuzuhören und empathisch zu reagieren, kann Betroffenen echten Halt geben.

Glauben schenken, statt erklären wollen

Sagen Sie Sätze wie „Ich glaube dir“ oder „Das klingt wirklich anstrengend“. Sie geben Betroffenen Sicherheit. Vermeiden Sie dagegen Formulierungen wie „Das ist bestimmt nur Stress“ oder „Das wird schon wieder“, denn sie relativieren das Erleben.

Zuhören, ohne zu bewerten

Menschen mit chronischen Schmerzen wünschen sich häufig keine Lösung, sondern einfach nur Verständnis. Aktives Zuhören („Erzähl mir, wie es sich heute anfühlt“) ist viel wertvoller als Ratschläge.

Nachfragen, statt deuten

Fragen Sie: „Wie kann ich dich heute unterstützen?“ oder „Was würde dir jetzt guttun?“, so respektieren Sie die Selbstwahrnehmung der Person, statt sie zu übergehen.

Sprache achtsam wählen

Vermeiden Sie Begriffe wie „übertreiben“, „einbilden“ oder „nur psychisch“. Diese verletzen und entwerten. Sagen Sie stattdessen: „Ich kann mir vorstellen, dass das sehr belastend ist.“

Kleine Erfolge anerkennen

Menschen mit chronischen Schmerzen kämpfen täglich. Auch mit Dingen, die für Gesunde selbstverständlich sind. Anerkennung für kleine Fortschritte („Toll, dass du heute spazieren warst“) stärkt die Motivation und das Selbstwertgefühl.

Grenzen respektieren

Akzeptieren Sie, wenn jemand absagt oder weniger schafft als vorgenommen oder versprochen. Es ist kein Desinteresse, sondern Selbstschutz. Verständnisvolle Reaktionen („Alles gut, ruh` dich aus“) entlasten emotional enorm.

Unterstützung anbieten, ohne zu bevormunden

Hilfreich ist: „Wenn du willst, begleite ich dich zu deinem Termin“, statt: „Ich weiß, was du brauchst“. So bleiben Sie unterstützend, aber nicht übergriffig.

Offene Haltung bewahren

Chronische Schmerzen sind oft unsichtbar. Eine offene, nicht urteilende Haltung hilft, Vertrauen aufzubauen und Isolation zu verhindern.

Nachwort

Diese Sätze und Mythen über chronische Schmerzen wirken weit über den Moment hinaus. Sie können Unsicherheit, Schuldgefühle, Selbstzweifel und Isolation erzeugen. Wer ständig hört, dass der Schmerz „eingebildet“, „übertrieben“ oder „nicht so schlimm“ sei, erlebt psychische Belastungen, die den Schmerz verstärken können. Langfristig kann diese dauerhafte Invalidierung zu Depressionen, Angststörungen, chronischer Erschöpfung oder sogar somatischen Folgeerkrankungen, wie beispielsweise Verspannungen, Migräne oder Herz-Kreislauf-Beschwerden führen. Gleichzeitig erschweren sie die Motivation, sich aktiv zu bewegen, Therapien zu verfolgen oder Strategien zur Schmerzbewältigung umzusetzen.
Betroffene brauchen vor allem Anerkennung, Verständnis und den Anforderungen entsprechende, wirksame Wege, den Schmerz zu regulieren.

Es ist entscheidend, Mythen zu entlarven, den Schmerz ernst zu nehmen und individuelle Strategien zu fördern: Bewegung, Entspannung, Selbstmanagement, soziale Unterstützung und professionelle Begleitung bilden die Basis für ein selbstbestimmtes Leben trotz chronischer Schmerzen. Wer diese Prinzipien versteht und umsetzt, kann die Lebensqualität deutlich verbessern, Selbstvertrauen zurückgewinnen und den Schmerz nicht länger als unüberwindbares Hindernis erleben.

1 Gedanke zu „10 Mythen über chronische Schmerzen – was Irrtümer anrichten können“

  1. Pingback: Double your Blog: 60 TOP Blogartikel-Highlights rund um KI, Gesundheit und Spiritualität (Teil 1)

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