Psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie – Was ist der Unterschied?

Viele Menschen, die Unterstützung bei seelischen Belastungen oder Lebensproblemen suchen, stoßen im Internet auf verschiedene Bezeichnungen, wie zum Beispiel „psychologische Beraterin“ oder „Heilpraktikerin für Psychotherapie“, und wissen dann oft nicht weiter. Wer ist für sie zuständig? Wer macht was? Wer kann was? An wen wende ich mich am Besten? Wer kann mir helfen, mich unterstützen?
Beide Berufsgruppen bieten Gespräche, Begleitung und emotionale Unterstützung an, doch sie unterscheiden sich deutlich in rechtlicher Grundlage, Ausbildung, ihren Befugnissen und den Möglichkeiten in ihrer Arbeit. Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die wichtigsten Unterschiede und helfen, die jeweilige Rolle besser einzuordnen.


Die psychologische Beraterin

Psychologische Beraterinnen sind häufig erste Anlaufstellen für Menschen, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, Unterstützung suchen oder ihre persönliche Entwicklung voranbringen möchten. Sie arbeiten lösungsorientiert, einfühlsam und häufig mit Methoden aus Coaching, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Rechtlicher Rahmen

Der Beruf der psychologischen Beraterin ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Das bedeutet, dass sich grundsätzlich jede Person so nennen darf, unabhängig von Ausbildung oder staatlicher Anerkennung. Es gibt keine einheitlichen Standards oder gesetzlichen Vorgaben, was Ausbildung, Qualifikation oder Arbeitsweise betrifft. Die Qualität der Arbeit hängt daher stark von der jeweiligen Person, ihrer Ausbildung und Berufserfahrung ab.

Ausbildung

Die Ausbildung zur psychologischen Beraterin erfolgt meist über private Bildungseinrichtungen oder Fernschulen. Diese Lehrgänge sind sehr unterschiedlich aufgebaut, sie können wenige Monate oder auch mehrere Jahre dauern. Vermittelt werden dabei Themen wie Gesprächsführung, Kommunikationspsychologie, Konfliktlösung, Motivation, Lebensberatung oder Stressbewältigung. Da es sich nicht um eine staatlich geregelte Ausbildung handelt, ist der Abschluss kein offizieller Berufsabschluss im Sinne des Berufsbildungsgesetzes.

Tätigkeitsbereich

Psychologische Beraterinnen begleiten Menschen bei alltäglichen psychischen Belastungen, Entscheidungsschwierigkeiten, Lebenskrisen, Beziehungsproblemen oder beruflicher Neuorientierung. Sie helfen, neue Perspektiven zu finden, Ressourcen zu aktivieren und die persönliche Lebensqualität zu verbessern. Sie arbeiten eher coaching- und beratungsorientiert auch zum Beispiel im Zusammenhang mit Themen wie beruflicher Neuorientierung, Selbstwert oder Motivation.
Wichtig ist jedoch: Sie dürfen keine psychischen Erkrankungen diagnostizieren oder behandeln, da dies dem Heilpraktikergesetz unterliegt! Sobald eine Störung mit Krankheitswert (wie Depression, Angststörung, Zwang oder Trauma) vorliegt, muss die betroffene Person an eine Ärztin, Psychotherapeutin oder Heilpraktikerin für Psychotherapie verwiesen werden.

Psychologische Beraterinnen verstehen sich als Unterstützerinnen in schwierigen Lebensphasen. Ihr Fokus liegt auf Gesprächen, Orientierung und Entwicklung, nicht auf Therapie im medizinischen Sinn. Sie leisten wertvolle Hilfe im Bereich der Prävention und persönlichen Stabilisierung, jedoch außerhalb des heilkundlichen Rahmens.


Die Heilpraktikerin für Psychotherapie

Die Heilpraktikerin für Psychotherapie arbeitet mit einem anderen rechtlichen und inhaltlichen Schwerpunkt. Sie darf, im Gegensatz zur psychologischen Beraterin, psychische Erkrankungen diagnostizieren und behandeln, da sie über eine staatliche Zulassung verfügt. Damit bewegt sie sich im Bereich der sogenannten „kleinen Heilkunde“, die auf das Gebiet der Psychotherapie beschränkt ist.

Rechtlicher Rahmen

Grundlage ist hier das Heilpraktikergesetz (HeilprG). Um als Heilpraktikerin für Psychotherapie tätig zu sein, muss man eine Überprüfung durch das zuständige Gesundheitsamt bestehen. Diese staatliche Prüfung stellt sicher, dass die Bewerberin ausreichende Kenntnisse in Psychopathologie, Diagnostik, rechtlichen Grundlagen, Abgrenzung zu körperlichen Erkrankungen sowie therapeutischen Verfahren besitzt.
Erst mit dieser Erlaubnis darf man psychotherapeutisch tätig werden.

Ausbildung

Die Ausbildung ist nicht staatlich vereinheitlicht, sondern erfolgt über private Schulen, Institute oder Eigenstudium. Sie bereitet gezielt auf die staatliche, amtsärztliche Überprüfung vor. Häufig wird sie mit zusätzlichen Fortbildungen in bestimmten Therapieformen kombiniert, etwa in Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, Hypnose, Gestalttherapie oder Traumatherapie. Die Qualität und Tiefe der Ausbildung hängt stark vom gewählten Anbieter ab.

Tätigkeitsbereich

Heilpraktikerinnen für Psychotherapie dürfen psychische Störungen mit Krankheitswert behandeln, also Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen oder psychosomatische Beschwerden. Ihre Arbeit ist meist gesprächsorientiert und individuell gestaltet, und sie können eigenständig Therapiepläne erstellen.
Sie sind rechtlich befugt, therapeutisch zu arbeiten, dürfen aber keine Medikamente verschreiben und können nicht über die Krankenkasse abrechnen (außer in Ausnahmefällen über private Zusatzversicherungen oder bei bestimmten Beihilfestellen).

Die Heilpraktikerin für Psychotherapie ist eine staatlich geprüfte, heilkundlich tätige Fachperson, die psychische Erkrankungen behandeln darf. Sie füllt eine wichtige Lücke zwischen der rein beratenden Tätigkeit und der ärztlich-psychotherapeutischen Versorgung. Ihr Ansatz verbindet oft klassische Therapieelemente mit ganzheitlichen oder alternativen Methoden.


Kurzvergleich

MerkmalPsychologische Beraterin/CoachHeilpraktikerin für Psychotherapie
Rechtlicher Statusnicht geschütztStaatlich zugelassene Heilkunde (eingeschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie)
Ausbildungprivat, ohne staatliche Prüfungprivate Ausbildung, staatliche Überprüfung beim Gesundheitsamt
OrientierungBeratung, Coaching, LebenshilfeTherapie psychischer Störungen
ZielgruppeMenschen in Krisen oder mit AlltagsproblemenMenschen mit psychischen Erkrankungen
Behandlung psychischer Erkrankungen❌ Nein✅ Ja
Stellen einer Diagnose❌ Nein✅ Ja
Kostenerstattung durch Krankenkasse❌ Nein❌ Meist auch nicht, aber teils über Zusatzversicherung

Coaching – Abgrenzung zur psychologischen Beratung

Der Begriff Coaching wird häufig im selben Atemzug wie psychologische Beratung genannt, auch ich habe oben schon einmal das Wort benutzt. Jedoch beschreibt der Begriff eine etwas andere Form der Begleitung.
Ein Coach arbeitet in der Regel zielorientiert, lösungsfokussiert und auf einen klar umrissenen Themenbereich bezogen, zum Beispiel Karriere, Kommunikation, Führung, Stressmanagement oder persönliche Leistungssteigerung.

Coaching richtet sich in erster Linie an Menschen, die ihre Kompetenzen erweitern, Entscheidungen treffen oder ihre Selbstwirksamkeit stärken möchten. Die Gespräche sind meist zeitlich begrenzt, praxisnah und auf konkrete Veränderungsschritte ausgerichtet.

Im Unterschied dazu arbeitet eine psychologische Beraterin häufig ganzheitlicher und emotional begleitender. Sie unterstützt nicht nur bei Zielerreichung, sondern auch bei der Bewältigung innerer Konflikte, Beziehungsthemen oder persönlicher Krisen, die noch keinen Krankheitswert haben, aber seelisch belasten.
Während Coaching also stärker auf Leistungs- und Entwicklungsprozesse ausgerichtet ist, liegt der Schwerpunkt der psychologischen Beratung auf Stabilisierung und Orientierung in schwierigen Lebensphasen und einer Transformation im persönlichen Bereich.


Abschließende Einordnung

Psychologische Beraterinnen, Heilpraktikerinnen für Psychotherapie und Coaches decken gemeinsam ein breites Spektrum seelischer Unterstützung ab. Von persönlicher Entwicklung über Bewältigung alltäglicher Belastungen bis hin zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Jede dieser Berufsgruppen setzt dabei unterschiedliche Schwerpunkte und verfolgt einen eigenen Ansatz, um Menschen in ihrem seelischen Gleichgewicht zu stärken.

Psychologische Beraterinnen arbeiten in der Regel lösungs- und zukunftsorientiert. Ihr Fokus liegt darauf, Klienten dabei zu begleiten und zu unterstützen, Wege zu finden, wie sie mit belastenden Situationen oder Gefühlen im Hier und Jetzt und in Zukunft besser umgehen können. Es geht weniger darum, die Ursachen eines Problems in der Vergangenheit zu ergründen, sondern vielmehr darum, praktische Strategien und neue Perspektiven für die Gegenwart und Zukunft zu entwickeln.

In der Psychotherapie, einschließlich der Tätigkeit von Heilpraktikerinnen für Psychotherapie, wird mit Menschen gearbeitet, die eine psychische Erkrankungen entwickelt haben. In einem geschützten, heilkundlichen Rahmen wird psychotherapeutisch die Behandlung und Heilung unterstützt. Auch hier wird viel zukunftsorientiert gearbeitet, aber auch die Auseinandersetzung mit den Ursprüngen seelischer Probleme spielt eine wichtige Rolle. Denn sofern gewünscht, kann gemeinsam ergründet werden, woher bestimmte Denk- oder Verhaltensmuster stammen, etwa aus früheren Lebenserfahrungen, familiären Prägungen oder traumatischen Ereignissen. Diese tiefere Arbeit ermöglicht es, Zusammenhänge zu verstehen und langfristige Heilungsprozesse in Gang zu setzen.

Psychologische Beratung und Psychotherapie ergänzen sich also sinnvoll. Denn da, wo Coaching und psychologische Beratung an ihre Grenzen kommen, ist es eine Möglichkeit, psychotherapeutisch tiefer zu gehen um innere Konflikte aufzuarbeiten und nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen.

3 Gedanken zu „Psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie – Was ist der Unterschied?“

  1. Pingback: KW43/2025: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

  2. Vielen Dank für diese übersichtliche Erklärung, die auch den Unterschied zwischen Psychologischer Beratung und Coaching aufgreift.
    Da ich gerade bei der Wahl der richtigen Fortbildung zwischen letzteren beiden schwanke, hilft mir das ein Bisschen.

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